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Bewertung der Verfassungsformen



1. Klausur 11.2 - 24.03.2000
Text: Cicero, de re publica (Ende I, 51, I, 52)
2 Unterrichtsstunden
Verhältnis Übersetzung - Interpretationsaufgaben 3 : 1
Anzahl der Wörter: 84; Benutzung eines Wörterbuchs erlaubt

Im Dialog Ciceros über den Staat gibt Scipio in kurzer Form eine Bewertung der Verfassungsformen.

1 Nec ulla species civitatis deformior est quam illa, in qua opulentissimi optimi putantur.
2 Virtute vero rem publicam gubernante quid potest esse praeclarius?
3 Cum is, qui imperat aliis, servit ipse nulli cupiditati, cum, eas omnes res, ad quas cives instituit
4 et vocat, complexus est ipse, nec populo leges imponit, quibus ipse non pareat,
5 sed suam vitam ut legem praefert suis civibus.
6 Qui si unus satis omnia consequi posset, nihil opus esset pluribus;
7 si universi videre optimum et in eo consentire possent, nemo delectos principes quaereret.
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zu 1: deformis, e - hässlich, schimpflich; opulentus - reich
zu 2: virtus - aufrechte Gesinnung, Tugend; vero – aber;
zu 3: ‚cum‘ mit Indikativ: (immer) wenn; die beiden cum-Sätze (es fehlt der Hauptsatz) sind Antwort auf die vorhergehende - rhetorische - Frage, im Grunde sind die cum-Sätze eine Erläuterung des Abl. abs.; instituere ad - erziehen zu;
zu 4: vocare‘ hier: aufrufen; res complecti (or, plexus sum) - Dinge umfassen, aneignen, pflegen, hochhalten; Konjunktiv bei ‘pareat’ nicht übersetzen
zu 5: praeferre – vorantragen
zu 6: ‘unus’ - Prädicativum; consequi, or, secutus sum – erreichen; nihil Adv. - in keiner Weise;
opus esse – nötig sein (Wer oder was nötig ist, steht im Lateinischen im Ablativ, hier also: pluribus)
zu 7: consentire – übereinstimmen; deligere, o, legi, lectus – auswählen;
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Hilfsübersetzung
Nicht irgendeine (keine) Art des Staates ist schimpflicher als jene, in der die Reichsten für die Besten gehalten werden.
Wenn aber die aufrechte Gesinnung (Tugend) den Staat regiert, was kann glänzender sein?
wenn der, der anderen befiehlt, selbst keiner Begierde dient,
wenn er all die Dinge, zu denen er die Bürger erzieht und aufruft, selbst hochgehalten hat und dem Volk keine Gesetze auferlegt, denen er selbst nicht gehorcht, sondern sein Leben wie ein Gesetz seinen Bürgern voranträgt.
Wenn dieser als einziger alles genug erreichen könnte, wären mehrere (wäre mehreres: grammatisch möglich, aber dem Sinn nach falsch) in keiner Weise nötig;
wenn alle das Beste sehen und in ihm übereinstimmen könnten, würde niemand ausgewählte Führer suchen.
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Interpretationsaufgaben:
1 Nenne die in Ciceros ‘De re publica' diskutierten Grundformen staatlicher Organisation und ihre Entartungen!

2 In welcher Weise wird im vorliegenden Text auf diese Grundformen bzw. ihre Entartungen Bezug genommen (sorgfältig belegen)?

3 Welche in der römischen Republik verwirklichte Verfassung hielt Cicero für die dauerhafteste und deshalb beste?

4 Es werden in der Tradition, in der Ciceros Staatsphilosophie steht, zwei Ursachen genannt, die die Menschen zur Staatengründung zwingen. Nenne diese Ursachen und bezeichne die, der Cicero nähersteht!

5 Welche Grundvoraussetzungen müssen nach Cicero erfüllt sein, damit von einer ‚res publica‘ gesprochen werden kann?

6 Welches ist das erste große Vorbild für Ciceros ‚De re publica‘?

7 Welchem Lebensabschnitt in Ciceros Biographie ist die Entstehung der philosophischen Schriften zuzuordnen? (Wie kam Cicero dazu – außer durch das Interesse an der Sache -, diese Schriften zu verfassen?)

8 Was versteht man unter einem Palimpsest (codex rescriptus), auf dem z. B. Anfang des 19. Jahrhunderts ein Teil des Textes von ‚De re publica‘ entdeckt wurde?

Lösung der Interpretationsaufgaben1. Positive Form: Monarchie, Aristokratie, Demokratie Entartung: Tyrannei, Oligarchie, Ochlokratie
2. Zunächst wird die Oligarchie angesprochen (die Reichsten = die Besten) und verurteilt (Nec ulla species deformior est). Mit ‚virtute‘ beginnt die Darstellung der Monarchie: Wenn der einzelne Herrscher (‚qui imperat aliis‘) vorbildlich lebt und handelt, ist sie die beste Verfassung (‚quid potest esse praeclarius‘). Der Irrealis bei ‚omnia consequi posset‘ besagt, dass es den vorbildlichen Herrscher nicht gibt und darum ‚mehrere‘ (Aristokratie) ihn ersetzen müssen. Der Irrealis in dem nächsten Si-Satz meint, dass zwar eine vorbildliche Demokratie (‚universi videre optimum et in eo consentire‘) wünschenswert, aber ebenso unrealistisch ist, so dass Scipio wieder zu dem Schluss kommt, dass man es mit der Aristokratie versuchen muss.
3.Mischverfassung
4. imbecillitas, naturalis hominum congregatio (letztere steht Cicero näher)
5. multitudo, iuris consensus, utilitatis communio
6. Plato, Politeia
7. Da er politisch kalt gestellt worden war, hatte er Muße, sich mit diesen Themen zu befassen.8. Auf einem Pergament wurde ein Text ausgekratzt, um einen neuen auf dem knappen und kostbaren Pergament zu schreiben.



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