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‚Dantons Tod’ – über Staatsterrorismus und eine gefährdete Welt
Büchners Drama der Französischen Revolution

1813 ist Georg Büchner in der Nähe von Darmstadt geboren, 1837, also mit 24, in Zürich an Typhus gestorben. Sein Leben und Werk setzt in Erstaunen: Als Mediziner/Zoologe hatte er eine große Karriere vor sich; politisch war er ein radikaler und äußerst hellsichtiger Revolutionär; berühmt geworden aber ist er durch seine Dichtung, in der er ähnlich revolutionäre Wege ging wie in seinem politischen Leben.

Sein erstes Werk, ‚Dantons Tod’, schrieb er, politisch verfolgt und steckbrieflich gesucht, als 22-Jähriger innerhalb von fünf Wochen; dessen Reichtum ist kaum auszuloten.

Viel ist zu erfahren über die entsetzliche Herrschaft des Schreckens, über die enttäuschende Rolle des Volks, über die Schwäche einer liberal-toleranten Haltung; tiefgründig Dantons Philosophie der Resignation; ergreifend das Alltäglich-Menschliche: „Wir wissen wenig voneinander. Wir sind Dickhäuter, wir strecken die Hände nacheinander aus, aber es ist vergebliche Mühe, wir reiben nur das grobe Leder aneinander ab – wir sind sehr einsam.“ – „Puppen sind wir, von unbekannten Gewalten am Draht gezogen; nichts, nichts wir selbst!“, so Danton.

1789 - Frankreich am Rand des Staatsbankrotts; auf einer Versammlung der Reichsstände - Adel, Geistlichkeit und als dritter Stand das Bürgertum - erklärt sich dieses Bürgertum im Verbund mit dem niederen Adel zur Vertretung der gesamten Nation. In einer Verfassung werden die Menschen- und Bürgerrechte festgesetzt. Der König wehrt sich, ganz Frankreich brennt im Aufstand, eine konstitutionelle Monarchie wird eingesetzt. Das hätte das Ende der Revolution sein können: Der dritte Stand, Träger des geistigen und wirtschaftlichen Fortschritts, hat die Regierungsmacht, die Abgeordnetenversammlung besteht nur noch aus Republikanern, Frankreich ist Republik.

Aber die Revolution rollt über die Bürger hinweg. Der König wird hingerichtet (Jan. 1793), das Proletariat - der vierte Stand - hungert; ihm sind nicht gesellschaftliche Freiheit und freie Wirtschaft wichtig, wichtig ist ihm Freiheit von Hunger und Not. Voller Wut geht es auf die Straße mit dem Ruf: „Wir sind das Volk“ (I,2). Die Mächtigen der neuen Republik bekämpfen sich gegenseitig und benutzen dieses Volk für ihre tödlichen Machtspiele Die Hungernden besänftigen sie mit dem Entwurf einer neuen Verfassung, die zur Aufgabe der Gesellschaft und des Staats erklärt, die Schwachen und Arbeitslosen zu unterstützen. Sie wird erst gar nicht beschlossen. Die Vertreter einer radikalen sozialen Revolution (u. a. Aufhebung des Eigentums) unter Hébert hatten schon für die Liquidierung der Girondisten (gemäßigte Besitzbürger) gesorgt und werden nun selbst von Robespierre ausgelöscht. Der asketische ‚Idealist’ Robespierre will in immerwährender Revolution die utopische Staatsphilosophie Rousseaus verwirklichen und tut dies mit Hilfe seines ‚Goebbels’ St. Just und mit den Mitteln eines terroristischen totalitären Staats: „Die Tugend muss durch den Schrecken herrschen“ - „Die Waffe der Republik ist der Schrecken“ – „Der Schrecken ist ... nichts anders als die schnelle, strenge und unbeugsame Gerechtigkeit.“ (I,3) – Sätze, die leider zeitlos sind.
Danton und seine Freunde haben sich zu liberalen Demokraten entwickelt. Glänzend formuliert Hérault ihren Standpunkt: „Die Revolution muss aufhören, und die Republik muss anfangen. – In unsern Staatsgrundsätzen muss das Recht an die Stelle der Pflicht, das Wohlbefinden an die der Tugend und die Notwehr an die der Strafe treten. Jeder muss sich geltend machen und seine Natur durchsetzen können. Er mag nun vernünftig oder unvernünftig, gebildet oder ungebildet, gut oder böse sein, das geht den Staat nichts an. Wir alle sind Narren, es hat keiner das Recht, einem andern seine eigentümliche Narrheit aufzudringen. – Jeder muss in seiner Art genießen können, jedoch so, dass keiner auf Unkosten eines andern genießen oder ihn in seinem eigentümlichen Genuss stören darf.“ Die Dantonisten möchten die Früchte ihres blutigen Kampfs genießen; sie möchten leben und leben lassen; darum kämpfen sie für Ausgleich und Verständigung. Danton: „Ich sehe keinen Grund, der uns länger zum Töten zwänge.“ - „Wo die Notwehr aufhört, fängt der Mord an.“ - Robespierre in den Augen Dantons also ein Mörder. Das ist der offene Bruch mit Robespierre. Die Revolution frisst ihre Kinder: Am 5. April 1794 werden die Dantonisten hingerichtet, vier Monate später Robespierre. Die Revolution hat ihr Ende gefunden.

zur Aufführung des Landestheaters Detmold am 18. April 2002, 19.30 Uhr in Bergisch Gladbach

Zitat aus ‚Dantons Tod‘ERSTER BÜRGER. Unsere Weiber und Kinder schreien nach Brot, wir wollen sie mit Aristokratenfleisch füttern. He! totgeschlagen, wer kein Loch im Rock hat!
ALLE. Totgeschlagen! Totgeschlagen!
ROBESPIERRE. Im Namen des Gesetzes!
ERSTER BÜRGER. Was ist das Gesetz?
ROBESPIERRE. Der Wille des Volks.
ERSTER BÜRGER. Wir sind das Volk, und wir wollen, dass kein Gesetz sei; ergo ist dieser Wille das Gesetz, ergo im Namen des Gesetzes gibt’s kein Gesetz mehr, ergo totgeschlagen!



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